Mittwoch, 24. Mai 2017

No pierdas tu tiempo, porque el tiempo no regresa

... eines der wichtigsten Dinge, die ich in den letzten 10 Monaten gelernt habe.

Die letzten Tage meiner Zeit hier in Monterrey sind angebrochen und ich verzweifle über meinem Gepäck.

Jetzt ist es also soweit: in wenigen Tagen geht es nach Hause und ehrlich gesagt fühlt sich das gerade ganz schön komisch an. Auch wenn es „nur“ 10 Monate waren, ich bin hier daheim und eben jenes Zuhause zu verlassen fällt mir nicht ganz so einfach.

Als vor knapp drei Monaten der Flug gebucht wurde, lag die Abreise gefühlt noch in weiter Ferne. Jetzt fühlt es sich so an, als wäre diese Zeit mit einem Fingerschnipsen vorbeigegangen – genauso wie der gesamte Aufenthalt hier in Mexiko. So wie ich bei meiner Hinreise davon geschockt war, dass ich jetzt auf einmal 10.000 km weit weg von meiner gewohnten Umgebung sein werde, setzt so langsam der Schock und auch die Realisierung ein, dass das alles jetzt erstmal ein Ende hat. Dass ich mein nun gewohntes Umfeld wieder hinter mir lasse und zurück dorthin komme, wo sich in den letzten 10 Monaten natürlich auch etwas getan hat.

Und das bedeutet für mich konkret: auf in ein neues Abenteuer, Abenteuer „Studium“ und viel mehr: Abenteuer „Leben in die Hand nehmen“.
Nachdem ich am Anfang der Zeit hier so sicher war, dass ich meine Zukunft der Biologie widmen möchte, zwischendurch Jura für das Nonplusultra hielt, stehe ich jetzt nach zahlreichen Besuchen im Krankenhaus vor der Idee, alle Möglichkeiten zu ergreifen um ein Medizinstudium zu beginnen. So ändern sich Pläne…

An dieser Stelle: Danke! Danke Heinz, dass du mir diese Zeit im Krankenhaus ermöglicht hast, mir so viel gezeigt hast und auch nachts um 3 noch die Geduld hattest, meine Fragen zu beantworten. And also: thanks to Irma, Jessy, Reynold, Sergio, Alberto, Dorsey, Hugo and of course to all the others. I am so grateful to you for giving me a realistic impression. Thanks for explaining a lot of things and yes, thank you for bringing me to my limits. No olvidaré este tiempo y tal vez algun dia vendrá el momento cuando les puedo presentar un hospital alemán. Muchas gracias por todo!

Kommen wir mal zu meinem Hauptpraktikum, naja, meinem Praktikum – dem Grund warum ich nach Monterrey gekommen bin: meine Arbeit im Centro Cultural Alemán. Natürlich stand dort auf der einen Seite der Unterricht. Nach 4 Bimestern, in denen ich mich mit so ziemlich allen Niveaus auseinandersetzen musste – von blutigen Anfängern, wie mein Opa sagen würde, bis zu Sprachprofis, die mir meine „eigene“ Grammatik erklärt haben, weil ich mal wieder keine Idee hatte, warum irgendwas so ist, wie es ist, kann ich ein gemischtes Fazit ziehen: Ich kann mir nicht vorstellen in naher (und eigentlich auch ferner) Zukunft eine Lehrtätigkeit im Sinne von „Lehrer eines Schulfachs an einer Schule“ zu übernehmen. Das ist einfach nicht mein Ding.

Was ich allerdings von tiefstem Herzen schätzen und lieben gelernt habe, ist die freundschaftliche Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, die sich in einer Institution wie dem CCA herstellen lässt – wenn man denn nur will. Und das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass das CCA eben nicht nur eine Sprachschule, sondern auch ein Ort der Kulturvermittlung, vielmehr des kulturellen Austauschs ist. Und der findet nicht nur bei unterrichtsexternen Veranstaltungen statt, sondern gerade im Unterricht, wenn man zum Beispiel mithilfe unterrichtsrelevanter, inhaltlicher Aspekte mexikanische und deutsche Gepflogenheiten vergleicht, wenn die neugieren Medizinstudenten bei Lektion 18 in A1.3 (ja, es ist traurig, dass ich das auswendig weiß) fragen, wie denn bestimmte Abläufe in deutschen Krankenhäusern sind, wenn sie nicht glauben können, dass es in Deutschland einfach keine anständigen Tortillas gibt, unsere Supermärkte nicht 24 / 7 geöffnet sind und Einkäufe an einer Tankstelle aufgrund des Preises eher nicht ratsam sind.
Mindestens genauso faszinierend war zu sehen, wie unterschiedlich mexikanische und deutsche Jugendliche ticken und welche Vorstellungen sie vom Leben haben. Von den unzähligen Diskussionen über Politik, Religion und andere kontroverse Themen ganz zu Schweigen…

Der größte Dank geht hier an meine Schüler. Ihr wart einfach immer unglaublich (die wenigen Momente, in denen das negativ konnotiert war, sehe ich euch nach :p). Danke, dass ich euch meine Sprache und Kultur näher bringen durfte und noch viel mehr Danke dafür, dass auch ihr mir so viel beigebracht habt.
Ich werde euch nicht vergessen und wünsche euch alles, alles erdenklich Gute für eure Zukunft. Und sollte es den ein oder anderen nach Deutschland verschlagen: you know where and how to find me.
Ich hab euch lieb.

Ein ganz großes Dankeschön geht selbstverständlich auch an all meine Kollegen, die die Zeit im CCA mit unvergesslich gemacht haben. Danke für jeden lustigen Moment im Lehrerzimmer.

Neben der Arbeit konnte ich auch ein paar wundervolle Urlaubstage genießen. Die Zeit habe ich zwar zum einen zum Faulenzen genutzt, habe aber auch irgendwann festgestellt, dass sich auch vier Tage zum Reisen lohnen. So konnte ich in den letzten Monaten die verschiedensten Ecken von Mexiko kennen lernen – vom Norden Mexikos (Saltillo, Parras de la Fuente) über Ciudad de México, Veracruz bis nach Oaxaca, Mérida, Campeche, Tulum, Playa del Carmen und Cancún. Auch wenn das bei Weitem nicht alles Sehenswerte ist, dann habe ich doch das Gefühl, einen relativ guten Eindruck von Mexiko gewonnen zu haben und außerdem ist Mexiko an sicher immer noch mal einen Abstecher wert – allein schon um den Rest zu sehen!

Die Reisen und auch mein Aufenthalt hier in Monterrey wurden definitiv positiv durch den Einfluss der verschiedensten Mensa-Mitglieder geprägt. Ohne jetzt alle Namen im Einzelnen aufzuzählen – ich bin so unfassbar dankbar, dass mich die mexikanische Mensa-Gemeinschaft so herzlich aufgenommen und mir das Einleben erheblich vereinfacht hat. Danke, dass ihr mich überall mit ganz viel Liebe empfangen habt und man sich immer auf euch verlassen kann.
Seid euch sicher, dass ihr bei einem Gegenbesuch in Deutschland auf dieselbe Gastfreundschaft stoßen könnt! Ich werde euch sehr, sehr vermissen und hoffe, dass wir uns in nicht allzu ferner Zukunft wiedersehen.

Auch wenn meine Spanischkünste nach 10 Monaten definitiv besser sein könnten, dann haben sie sich von „ich verstehe wirklich gar nichts, was man mir sagen will“ zu „ich verstehe zumindest die Essenz und in den meisten Fällen sogar fast alles, was man mir sagen will – antworten dauert aber etwas“ entwickelt. Das habe ich neben dem allgemeinen Leben hier natürlich auch dem besten Spanischlehrer aller Zeiten zu verdanken. Jorgito, was hätte ich nur ohne dich getan...du bist ein klasse Lehrer, auch wenn du manchmal ein bisschen anstrengend warst. Ich werde es trotzdem vermissen, wie du versuchst, mir die Akzentsetzung zu erklären.

Katha, ich glaube der Begriff „Lebensabschnittsgefährtin“ trifft es vielleicht ganz gut – wenn wir ein paar, den Terminus definierende Aspekte eventuell weglassen.
Den expliziten Inhalt der letzten zehn Monate sollte ich hier vielleicht nicht im Detail erläutern, aber du weißt bestimmt woran ich denke, wenn ich sagen kann, dass ich mit dir vor allem eines gelernt habe: get out of your comfort zone. Und dafür meine liebste Berlinerin (das sehe ich dir natürlich nach) bin ich dir sehr dankbar.
Mit wem hätte ich denn auch sonst Mexiko erkundet, mich über Blondie 1 & 2 lustig gemacht oder wäre nachts um halb zwölf völlig underdressed zum oxxo marschiert. Viel schlimmer: wen hätte ich auf memes markieren sollen?
Katha, ich hätte mir keine bessere „bessere Hälfte“ für die Zeit hier vorstellen können und ich bin unfassbar dankbar, dass wir uns auch in den nicht so einfachen Zeiten gegenseitig motiviert haben und füreinander da waren. Danke für all die mal mehr, mal weniger verrückten Aktionen, für jedes ehrliche Wort und dafür, dass du einfach du bist. Du bist wirklich spitzenklasse und ich bin mir sicher, dass du mit deinem pfiffigen Köpfchen alles erreichen wirst, was du dir vorstellst. Was wir beide in den vergangenen Monaten lernen mussten, ist genau dabei den Leuten aus dem Weg zu gehen, die uns dabei behindern und uns an den Richtigen zu orientieren.
Mach weiter so! Darauf, dass du die letzten drei Monate auch noch überlebst (denk immer daran, wenn in Mexiko sterben, dann bitte heldenhaft) und wir uns ganz bald wiedersehen!
Du fehlst mir jetzt schon!

„Danke“. Ich habe das Wort relativ häufig verwendet, es ist aber auch angebracht.
Danke an alle, die das hier möglich gemacht haben. Danke Mama & Papa für die unablässige Unterstützung in den letzten 18 Jahren. Ihr seid die Größten!
Danke an alle, die die Zeit hier in Mexiko zu einem einzigartigen und unvergesslichen Erlebnis gemacht haben und mich nicht haben aufgeben lassen, auch wenn es zwischenzeitlich nicht einfach war.
Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.


Danke Monterrey, dass du mir so viel abverlangt, aber auch so viel gegeben hast.