Dienstag, 27. September 2016

Am Berg hätte ich mich jetzt krank gemeldet :D

Ja, wie der Titel schon sagt, heute und gestern waren echt so mäßig, dass ich mich - wenn ich jetzt noch Hansenbergerin wäre (wobei...das bleibt man ja ein Leben lang) - einfach mal krank gemeldet hätte.
Heute ist so ein richtig schöner "Keine-Lust-schlechtes-Wetter-bescheidene-Erlebnisse-Frau-Kaiser-hat-bestimmt-dafür-Verständnis"-Tag.
Seit etwa 60 Stunden regnet es im wunderschönen Monterrey ununterbrochen. Eigentlich ist das ja ganz nett, weil es deshalb auch abkühlt und man auch mal wieder ohne Klimaanlage schlafen kann, ABER: der Begriff "Kanalisation" ist den meisten hier fremd. Das bedeutet, dass seit gestern die Straßen unter Wasser stehen, Autos weggeschwemmt werden, es absolut unmöglich ist, sich draußen zu bewegen, ohne geduscht zu werden und die sowieso schon minimal vorhandene Infrastruktur komplett zusammenbricht. Juhuu! Der "Herbst" hält Einzug.
Und woran habe ich natürlich nicht gedacht, als ich meinen Koffer gepackt habe? Richtig! Gummistiefel, Regenjacke, etc...

Na gut, also muss ich heute wohl oder übel mal wetterfeste Kleidung einkaufen gehen.

Es reicht aber wohl nicht, dass Petrus schlechte Laune hat.
Vor etwa 1 1/2 h erreicht mich die Nachricht, dass sich unweit meines Arbeitsplatzes eine Gasexplosion ereignet hat, die Fenster gesprungen sind und der komplette Unterricht ausfällt - was auch wirklich der einzige Vorteil an der ganzen Sache ist.

Ablauf des restlichen Tages: Jogginghose, Bett, Netflix und Schokolade 😄🍫



Dienstag, 20. September 2016

Was mache ich hier eigentlich?

"Hier" in Monterrey leb(t)e ich nicht nur im blauen Haus und vergnüge mich mit Katharina oder verbringe Zeit mit Norma und Abraham.

Einer der Gründe, warum ich eigentlich "hier" bin, ist die Arbeit im Centro Cultural Alemán.
Das CCA ist ein "Ableger" des Goethe-Instituts. Neben dem DAF-Unterricht (Deutsch als Fremdsprache; ich weiß es jetzt auch endlich mal, was DAZ heißt :D) für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Firmen kümmert sich das CCA um interkulturelle Aktivitäten und fungiert somit quasi als deutscher "Botschafter" in Monterrey.

Eine solche (inter)kulturelle Aktivität ist zum Beispiel der Weihnachtsmarkt Anfang Dezember, die Mitgestaltung des "Oktobierfestes" (Ja, ich weiß wie die Originalveranstaltung heißt. Der Mensch, der für den Druck des Flyers verantwortlich war aber anscheinend nicht, dass es nicht "Fresitaat Bayern" heißt.) oder das feierliche Begehen des Tages der Deutschen Einheit (am 2.10. mit einem Weißwurstfrühstück...).

Ich selbst bin im CCA als Praktikantin angestellt. Zu meinen Aufgaben zählt neben dem Unterrichten auch Organisatorisches, Materialbestandsaufbau (Neologismus?) und das Begleiten kultureller Projekte, sowie die Faszination, dass so manch ein "dafgelehrter Akademiker" nicht weiß was eine Alliteration ist.
Naja, zugegebenermaßen: ich war heute auch etwas aufgeschmissen als ich gefragt wurde, warum die Komparation von "groß", größer, am größten, die von "heiß" jedoch heißer und am heißesten lautet.
Ich habe es einfach mal mit der besseren Aussprache begründet.
(Falls es jemand weiß, gerne in die Kommentare damit. #youtube)

Momentan habe ich übrigens einen achtköpfigen Jugendlichenkurs auf A1.1 Niveau (also ganz am Anfang). Auch wenn die erste Stunde etwas schwierig war, haben wir uns ziemlich gut aneinander gewöhnt und aus Freud und Leid des Lehrens wird immer mehr Freude.
Ob das irgendwann mal bei den ganz Kleinen auch so wird...werden wir sehen.

Ich ziehe an dieser Stelle alle meine Hüte vor Pädagogen, die Kinder bis zur 5. Klasse betreuen.


Sonntag, 18. September 2016

28.07. - 18.09.16: mi tiempo en la casa azul

Seit nunmehr sieben Wochen wohne ich im "casa azul".

Ja, das Haus ist tatsächlich blau.
Und es ist auch von außen ziemlich schön. Einige Bilder, die ich vom Haus gemacht habe sind sogar richtig instagramreif.

Problematisch wird es allerdings, wenn man die Haustür öffnet.
Auch wenn den Besucher / Bewohner des Hauses 300 Quadratmeter Wohnfläche erwarten, dann sind es 300 Quadratmeter, die ich liebend gerne gegen fünfzehn eintausche.

Ohne mich zu sehr darüber auszulassen: in den ersten sechs Wochen habe ich ohne Gas und demnach auch ohne warmes Wasser leben müssen (das ist zwar beim Duschen egal, wenn man sich die Außentemperaturen betrachtet; wenn man aber dann doch mal die Waschmaschine bedienen möchte, gestaltet sich der Gedanke, dass Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche bei etwa 20 Grad gewaschen werden etwas ekelhaft - und nein! das ist kein mexikanischer Standard), die normalerweise hygienischsten Orte (oder die, die es zumindest sein sollten), nämlich die Badezimmer und die Küche (die für fünf Leute viel zu klein ist) sind eine einzige Katastrophe. Das merkt man unter anderem daran, dass man sich nicht unbedingt sauber fühlt, wenn man aus der Dusche kommt.

Weitere (un)hygienische Details führe ich jetzt mal zum Schutz vor Ekelattacken nicht weiter aus.

Klar, ich weiß, dass ich es mit einem Dach über dem Kopf besser habe als viele Millionen Menschen auf dieser Erde. Und mir ist auch bewusst, dass vielleicht einige meiner ehemaligen Mitschüler, die es nach Peru und Bolivien verschlagen hat, in noch ärmlicheren Verhältnissen leben. Allerdings war es (zumindest bei ihnen) ihre freiwillige Entscheidung, wohingegen ich mit anderen Erwartungen hierher kam. Erwartungen, die ich mir nicht nur vorgestellt hatte, nein, Erwartungen, die mir so "versprochen" wurden.

Deshalb werde ich heute umziehen. An einen Ort, der für mich nach dieser Zeit hier im blauen Haus ein bisschen Paradies ist. Wisst ihr, wie gut es sich anfühlt, nach Wochen wieder mal warm zu duschen? Ziemlich, ziemlich, ziemlich gut!

Abgesehen von all den häuslichen Umständen, kann ich dann auch endlich mal anfangen, im Alltag Spanisch zu sprechen und damit eines meiner Ziele für die Zeit hier in Mexiko zu verwirklichen.

Also dann, auf ein Neues!
Die Zeit im "casa azul" war mit Sicherheit sehr lehrreich und prägend, aber wie heißt es so schön? Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist ;-)

P.S.: Katha, wir machen trotzdem noch ganz viel zusammen :)

Freitag, 16. September 2016

#throwback to 28th of July

Heute ist es also soweit. Meine große Reise beginnt.

Nachdem ich etwa um kurz vor 11 Uhr CET meine Liebsten verabschiedet habe (Danke nochmal an dieser Stelle, dass ihr alle da wart!), geht es für mich durch die Sicherheitskontrolle.
Heulend wie ein Schlosshund stehe ich vor dem netten Security-Mitarbeiter, der sofort denkt, es wäre seine Schuld. Ich kann ihm dann irgendwie klar machen, dass dem nicht so ist und gehe zum ersten Mal in meinem Leben durch den Bodyscanner. Ist jetzt kein besonders anderes Gefühl, als beim normalen Metalldetektor und wenn man sich die Ereignisse der letzten Wochen und Monate betrachtet, könnte ich es sogar verstehen, wenn sie jeden einzelnen filzen würden.

Trotzdem ärgert es mich dann doch ein bisschen, dass ich die in Alufolie gerollten Pfannkuchen aus dem Handgepäck für die Beamten auspacken muss - aber gut: safety first.

Nach einem etwas längeren Fußweg zum Gate beginnt dann auch das Boarding und schneller als ich sehen kann, sitze ich im Flugzeug.
Ich schicke noch eine letzte Whatsappnachricht an Markus und dann leuchten auch schon die Anschnallzeichen auf.
"Cabin Crew. Boarding completed. Ready for take off. Please take your seats." So oder so ähnlich beginnt dann die Reise, die in den ersten Stunden von Realisierung, Schock, einigen Tränen und dem Vergraben in meinen Teddybären (dessen Name übrigens Elch ist - sehr einfallsreich, danke!) gefüllt ist.
Als dann aber das erste Essen und damit auch ein nettes Benefit der Condor (ein halbes Gläschen Bailey's auf Eis kommt) und ich und mein französischer Sitzpartner (da lohnt es sich vielleicht doch, dass ich den Spaß bis zum Ende durchgezogen habe) anfangen, uns auf Französisch über das Essen und das Buch zu unterhalten, was er gerade liest - und nein, ich habe nichts von dem verstanden, was er mir mitteilen wollte - bessert sich meine Laune und ich beginne das unheimliche Angebot des On-Board-Entertainment-Systems auszutesten.

Schlaf während des 11-Stunden-Flugs von Frankfurt / Main nach Cancún: 30 min.

Etwa fünf Filme und ein paar Folgen HIMYM, House of Cards und NCIS später, setzt die Maschine auf der Landebahn in Cancún auf.

In vier Stunden Transitzeit lerne ich vier unheimlich nette Studenten kennen, von denen leider nur eine weiter mit mir nach Monterrey fliegen wird. Die anderen verschlägt es nach Mexico City und Guadalajara. Außerdem erleide ich den ersten Hitzeschock.
Nach wirklich anstrengenden Migrationsvorgängen und Zollkontrollen sitzen Sophia und ich endlich am Gate und warten auf den Weiterflug nach Monterrey. Ich bin so erschöpft, dass ich noch vor dem Start einschlafe und aber noch rechtzeitig aufwache, um das unerschöpfliche Lichtermeer von Monterrey unter mir zu betrachten.

Nach insgesamt 19 Stunden Reisezeit endlich am Ziel, holen mich Lukasz (mein neuer Mitbewohner) und Marcelo (der Hausmeister des Centro Cultural Alemán) am Flughafen ab und bringen mich zur Praktikantenunterkunft.
Ich werde noch kurz herumgeführt, realisiere jedoch relativ wenig, wechsele ein paar Worte mit Lukasz und falle dann völlig tot in mein Bett.

Nur um um 3:40 Uhr hellwach in meinem Bett zu sitzen. In Deutschland ist es zu diesem Zeitpunkt nämlich schon 10:40 Uhr.

Donnerstag, 15. September 2016

Mein erster Blogpost überhaupt...

Okay, also dann fange ich jetzt auch mal an den obligatorischen Blog zu schreiben.

Denn irgendwie tun es alle.
So ziemlich alle, die nach dem Abi ins Ausland gehen, schreiben einen Blog und erzählen über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.
Eigentlich hatte ich das nicht vor. Klar, es ist spannend das Leben der anderen mitzuverfolgen, wenn man sie auf einmal nicht mehr sieht - vorallendingen wenn man die letzten drei Jahre 24/7 zusammen gelebt hat. Aber ganz ehrlich? Ich war eigentlich zu faul. Und ich bin es eigentlich auch immer noch.

Jetzt bin ich aber seit sieben Wochen hier und ich habe festgestellt: ich vergesse vieles von dem was hier passiert und außerdem muss ich zehnfach dasselbe schreiben und erzählen, wenn ich mit Freunden und Familie Kontakt habe.
Also ist mir in den letzten Tagen die Geschichte mit dem Blog wieder eingefallen und deswegen fange ich jetzt einfach mal an zu schreiben...

Da ich jetzt aber wie gesagt schon sieben Wochen hier bin gibt es natürlich auch einiges nachzuholen und das werde ich im Laufe der nächsten Zeit auch tun.

Hier...wo ist eigentlich dieses ominöse "hier"?
"Hier" ist eine Stadt im Norden von Mexiko, dem Land, dass Nord- von Südamerika trennt.
"Hier" ist die Hauptstadt des Bundesstaates Nuevo León, der eine 15 Kilometer lange Grenze mit Texas teilt.
"Hier" ist Monterrey. (Falls sich jemand für die Eckdaten interessiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Monterrey)
Eine Stadt, von der ich nach sieben Wochen sagen kann, dass sie irgendetwas (für mich noch) Undefinierbares zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten ist.

Mein Ziel für die nächsten Monate? Neben flüssigem Spanisch und der deutschen Beschulung von Jugendlichen: Herausfinden, was es genau mit diesem Fleckchen Erde auf sich hat.