Donnerstag, 23. März 2017

love at first sight

Man soll ja immer ehrlich sein: Ich habe mich verliebt...und das auch noch auf den ersten Blick.

Metropole Ciudad de México


Bis vor einer Woche hatte ich "das Objekt der Begierde" nur von oben gesehen und den Transitbereich des örtlichen Flughafens besucht. 
Am Freitag der vergangenen Woche, sollte es dann aber soweit sein: Katha und ich bestellten uns am Aeropuerto Internacional de la Ciudad de México (der inoffiziell übrigens den Namen desjenigen trägt, anlässlich dessen Geburtstag wir überhaupt verreisen konnten (Benito Juárez)) ein Taxi, dass uns in die Colonia Roma Norte, eines der "hippen" Viertel in Mexiko-Stadt bringen sollte.
Angekommen wurden wir im airbnb von Marta empfangen, die, ursprünglich aus Madrid, auch ihr Herz in Mexiko-Stadt verloren hat. Sie gab uns noch ein paar empfehlenswerte Restaurants mit auf den Weg und überließ uns dann den Fängen der Stadt. Trotz extremer Müdigkeit (4:00 Uhr morgens aufstehen und so..) begaben wir uns auf einen ersten Streifzug und landeten gleich in einer sehr beeindruckenden Ausstellung mit dem treffenden Namen "bigbangdata".


Aufzeichnung der weltweiten Flüge in 24 h

Die Welt mit diversen Datenerhebungen

24 h wurden alle Bilder, die auf flickr hochgeladen wurden, gespeichert und ausgedruckt
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unsere "privaten" Daten werden nicht nur in dieser Ausstellung "mit Füßen getreten"


Neben den beeindruckenden Impressionen brachte uns der folgende Text sehr zum Nachdenken:

Data will help us remember, but will it help us forget?
It will help politicians get elected, but will it help them lead? It will help companies make products addictive, but will it help us get fine once we’re hooked up? It will help advertisers see people as statistics, but will it help us remember those statistics are people? It will help banks prevent credit card fraud, but will it help us stay out of debt? It will help credit card companies predict the impending collapse of marriage, but will it keep our marriages from falling apart? It will help parents make kids, genetically perfect, but will it help us love them regardless? It will help high-frequency traders sell stocks in nanoseconds, but will it help protect markets from feedback loops in their programs? It will help meteorologists predict storms and tornadoes, but will it help us rebuild the homes of survivors? It will help biologists map the migration of fish, but will it keep us from overfishing the oceans? It will help physicists find the “God particle” in a supercollider, but will it help us agree about God? It will help astronomers search for signs of alien life, but will it help us know if aliens are friendly or mean? It will help cardiologists monitor pacemakers with WiFi connection, but will it keep hackers from hacking our hearts? It will help virologists publish the genomes of major diseases, but will it keep terrorists from developing weaponized strains? It will help soldiers kill enemies remotely with drones, but will it help us see war more than a game? It will help urbanists develop “smart cities”, but what will become of our towns? It will help governments map the consumption patterns of cities, but will it help us depend less on consuming? It will help hackers leak evidence of government surveillance, but will we treat those hackers as heroes or thieves? It will help police triangulate the location of gunshots, but will it help us address the underlying cause of violence? It will help educators make excellent standardized tests, but will it help us embrace different standards of excellence? It will help farmers engineer crops to produce bigger yields, but will it keep corporations from patenting our food? It will help search engines know how often people search for “love”, but will it help people find it? It will help singles plan a hundred first dates, but will it help them know when they’ve found the right person? It will help pet owners clone their dogs and their cats, but will it help us love the clones so much as the cloned? It will help neurologists implant chips in our brains, but will it help to turn off the chatter? It will help geneticists sequence our genome, but will it help us understand who we are? It will help us feel connected, but will it help us feel loved? It will help us uncover the facts, but will it help us be wise? It will help us live forever, but will it help us see that life’s meaning stems from the fact that it ends? It will help us keep count of everything is our lives, but will it help us understand that not everything that counts in our lives can be count? It will help us see the world as it is, but will it help us see the world as it could be?

Im Anschluss durften natürlich Schloss Chapultepec, ein gemütliches Flanieren auf dem Paseo de la Reforma, die Pyramiden von Teotihuacán, das historische Zentrum, das Geburtshaus von Frida Kahlo (leider nur von außen) und ein nicht ganz unsportlicher Besuch im Nationalpark "Desierto de los Leones" nicht fehlen.

Fast wie in Berlin - hier allerdings der Engel der Unabhängigkeit


Frida Kahlos Geburtshaus - sehr schön blau

Klosterruinen im Nationalpark



Die Pyramide des Mondes (glaube ich) in Teotihuacán

Erick und Carlos von Mensa CDMX
Erster Abend mit Mensa Mitgliedern aus CDMX


Ich habe jetzt viele Bilder sprechen lassen, es ist aber auch unheimlich schwer mit Worten zu beschreiben, wie beeindruckend die rund 20 Millionen Einwohnerstadt ist. Und wie schnell sie mich in ihren Bann gerissen hat. So sehr, dass der Abschied nach vier Tagen wirklich nicht ganz so einfach war und ich gerne daran denke, zurück zu kommen.

Thanks again to Erick and Carlos for being such great hosts! :)





Mittwoch, 8. März 2017

Noch 80 Tage durch Monterrey

Hier kommt er also: der „achsengespiegelte“ Blogpost zum 16. Oktober 2016.
Das letzte und vermutlich anstrengendste Bimester bricht nächste Woche an; so langsam wird es Zeit zu überlegen, was hierbleibt, damit ich nicht Unmengen an Übergepäck zahlen muss.
To-Do-Listen werden geschrieben, mit Dingen die man hier unbedingt noch erledigen und sehen muss.

In meine mir noch bleibenden freien Tage versuche ich so viele Aktivitäten wie möglich zu packen, damit mir auch ja nichts von diesem unfassbaren Land entgeht.

Dazu gehört zum Beispiel auch die ungewöhnliche Möglichkeit, eines der örtlichen Krankenhäuser von innen zu sehen – und zwar (Gott sei Dank) nicht aus der Sicht eines Patienten.

Es gibt viele, Monterrey betreffende Aspekte, die man nicht für ganz Mexiko verallgemeinern kann. Die Tatsache, dass das medizinische Versorgungssystem nicht unbedingt gut ausgebaut / etabliert ist und eigentlich eher an eine Katastrophe grenzt, leider schon.

Und das hängt mit Sicherheit nicht an der Qualität der Ärzte, sondern an den Bedingungen unter denen gearbeitet werden muss. Da stehen in einer Notaufnahme zum Beispiel vier Mal so viele Betten als eigentlich angedacht, Patienten werden aus Zeitmangel schnell genäht ohne auf ein sauberes Endergebnis zu achten und inmitten von allem Trouble versucht das Reinigungspersonal hartnäckige Blut – und / oder Gipsflecken vom Boden zu entfernen. Hat sich das ganze Getriebe kurz beruhigt, dreht man sich nichtsahnend um und hat ein Dutzend Soldaten vor sich stehen, die einen Verletzten bewachen. In der Notaufnahme begegnet einem jede Art von Patient, Schwerverletzte, Patienten mit Schusswunden, Leichtverletzte, Patienten, die eine Erkältung haben oder denen man anmerkt, dass sie ganz dringend ein liebes Wort benötigen (das ist allerdings in Deutschland nicht anders – bis auf die Häufigkeit der Schussverletzungen vielleicht).

Vorallendingen kommen aber Patienten, die es sich schlichtweg nicht leisten können, in ein Krankenhaus zu gehen, in dem sie ein bisschen mehr Ruhe und Privatsphäre hätten, denn: Medizinische Versorgung auf einem „deutschen“ Standard bzw. für schwerwiegende Krankheiten ist unfassbar teuer.
Das kann sich kein Normalverdiener mal eben so leisten und die Krankenversicherung (die die wenigsten haben) bezahlt eine solche Behandlung noch viel weniger.

Also lässt man sich in Krankenhäusern behandeln, die vor Überlastung aus allen Nähten platzen und dringend ausgebaut und modernisiert werden müssten. Diese Finanzierung sollte eigentlich irgendwie „von oben“ kommen. Kommt sie aber nicht. Denn (Achtung, Meinung!) solange sich Regierung keine Sorgen um sich und Freunde machen muss, wird der restlichen Mehrheit keine Beachtung geschenkt.

In Momenten wie diesen zeigt sich für mich wieder einmal wie extrem das Problem mit der berühmten Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land ist, wie unfassbar ungerecht die Möglichkeiten sind.
Dass sich diese Ungerechtigkeit auch auf den Gesundheitsbereich erstreckt, ist für mich völlig unverständlich.
Ein weiteres Beispiel hierfür, welches mich immer noch fassungslos stimmt, ist ein Vorfall, der vor einigen Wochen im Bundesstaat Veracruz aufgedeckt wurde: Kinder, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, bekamen, statt einer Chemotherapie, destilliertes Wasser verabreicht. Mit Wissen und der Eigenbereicherung des damaligen Gouverneurs.


So unangenehm die Situationen manchmal sind, so wichtig war und ist es für mich all das zu sehen. Die extreme Armut, den extremen Reichtum und die Konsequenzen.
Und so dankbar lässt es mich auch sein, dass ich ein Land wie Deutschland (das mit Sicherheit auch nicht immer so verheißungsvoll daherkommt) meine Heimat nennen kann.