Mittwoch, 8. März 2017

Noch 80 Tage durch Monterrey

Hier kommt er also: der „achsengespiegelte“ Blogpost zum 16. Oktober 2016.
Das letzte und vermutlich anstrengendste Bimester bricht nächste Woche an; so langsam wird es Zeit zu überlegen, was hierbleibt, damit ich nicht Unmengen an Übergepäck zahlen muss.
To-Do-Listen werden geschrieben, mit Dingen die man hier unbedingt noch erledigen und sehen muss.

In meine mir noch bleibenden freien Tage versuche ich so viele Aktivitäten wie möglich zu packen, damit mir auch ja nichts von diesem unfassbaren Land entgeht.

Dazu gehört zum Beispiel auch die ungewöhnliche Möglichkeit, eines der örtlichen Krankenhäuser von innen zu sehen – und zwar (Gott sei Dank) nicht aus der Sicht eines Patienten.

Es gibt viele, Monterrey betreffende Aspekte, die man nicht für ganz Mexiko verallgemeinern kann. Die Tatsache, dass das medizinische Versorgungssystem nicht unbedingt gut ausgebaut / etabliert ist und eigentlich eher an eine Katastrophe grenzt, leider schon.

Und das hängt mit Sicherheit nicht an der Qualität der Ärzte, sondern an den Bedingungen unter denen gearbeitet werden muss. Da stehen in einer Notaufnahme zum Beispiel vier Mal so viele Betten als eigentlich angedacht, Patienten werden aus Zeitmangel schnell genäht ohne auf ein sauberes Endergebnis zu achten und inmitten von allem Trouble versucht das Reinigungspersonal hartnäckige Blut – und / oder Gipsflecken vom Boden zu entfernen. Hat sich das ganze Getriebe kurz beruhigt, dreht man sich nichtsahnend um und hat ein Dutzend Soldaten vor sich stehen, die einen Verletzten bewachen. In der Notaufnahme begegnet einem jede Art von Patient, Schwerverletzte, Patienten mit Schusswunden, Leichtverletzte, Patienten, die eine Erkältung haben oder denen man anmerkt, dass sie ganz dringend ein liebes Wort benötigen (das ist allerdings in Deutschland nicht anders – bis auf die Häufigkeit der Schussverletzungen vielleicht).

Vorallendingen kommen aber Patienten, die es sich schlichtweg nicht leisten können, in ein Krankenhaus zu gehen, in dem sie ein bisschen mehr Ruhe und Privatsphäre hätten, denn: Medizinische Versorgung auf einem „deutschen“ Standard bzw. für schwerwiegende Krankheiten ist unfassbar teuer.
Das kann sich kein Normalverdiener mal eben so leisten und die Krankenversicherung (die die wenigsten haben) bezahlt eine solche Behandlung noch viel weniger.

Also lässt man sich in Krankenhäusern behandeln, die vor Überlastung aus allen Nähten platzen und dringend ausgebaut und modernisiert werden müssten. Diese Finanzierung sollte eigentlich irgendwie „von oben“ kommen. Kommt sie aber nicht. Denn (Achtung, Meinung!) solange sich Regierung keine Sorgen um sich und Freunde machen muss, wird der restlichen Mehrheit keine Beachtung geschenkt.

In Momenten wie diesen zeigt sich für mich wieder einmal wie extrem das Problem mit der berühmten Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land ist, wie unfassbar ungerecht die Möglichkeiten sind.
Dass sich diese Ungerechtigkeit auch auf den Gesundheitsbereich erstreckt, ist für mich völlig unverständlich.
Ein weiteres Beispiel hierfür, welches mich immer noch fassungslos stimmt, ist ein Vorfall, der vor einigen Wochen im Bundesstaat Veracruz aufgedeckt wurde: Kinder, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, bekamen, statt einer Chemotherapie, destilliertes Wasser verabreicht. Mit Wissen und der Eigenbereicherung des damaligen Gouverneurs.


So unangenehm die Situationen manchmal sind, so wichtig war und ist es für mich all das zu sehen. Die extreme Armut, den extremen Reichtum und die Konsequenzen.
Und so dankbar lässt es mich auch sein, dass ich ein Land wie Deutschland (das mit Sicherheit auch nicht immer so verheißungsvoll daherkommt) meine Heimat nennen kann.

2 Kommentare:

  1. Ich bin ja deiner Meinung... unsere Versorgungssystem ist eine Katastrophe...Ich weiß nicht ob du dich daran erinnern kannst aber als wir in der Schule unterrichten mussten habe ich dir erzählt dass ich auch in so einer Schule meine Schuljahre verbringen musste . Meine Eltern konnten es sich nicht leisten, privaten Schulen zu bezahlen(ich glaub nicht dass die privatschulen besser sind aber die Karrierechanchen sehen ja anders aus). Du kannst dir ja vorstellen wie schwer es damals war. Sogar einen Englischkurs zu besuchen war eine finanzielle Herausforderung. Zum Glück war ich immer eine der besten in meiner Klasse und das hat mir immer Türe geöffnet und deswege konnte ich auch Stipendien bekommen und ein Austauschjahr in Deutschland finanzieren lassen. Wenn ich daran denken muss, dass ich leider zu der Minderheit gehöre, fühle ich mich immer traurig aber gleichzeitig gesegnet und ich denke ich soll meinem Land was zurückgeben. Und das bringt mir zu dem Punkt: ich freue mich zu hören dass du dankbar bist Deutschland als Heimat zu haben. Das bedeutet das deine Reise hat dir viel gebracht. Man lernt durch eine von einem betrachtene fremde Kultur und ein fremdes Land viel mehr über sein eigenes Land und erkennt auch die positiven Aspekten über die man früher nicht so viel sagen konnte... (hahaha ich hab nur gelabbert lol) ^^ :*

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  2. Ignoriere bitte meine Fehler auch haha

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